Wie viel Forstwirtschaft verträgt der Wald?
Der Wald ist ein wichtiger Bestandteil unserer Umwelt und unserer Wirtschaft. Er erfüllt viele ökologische Funktionen, wie die Speicherung von Kohlenstoff, die Regulierung des Wasserhaushalts, die Reinhaltung der Luft und die Erhaltung der Biodiversität. Er bietet auch Erholungsmöglichkeiten für die Menschen und liefert den nachwachsenden Rohstoff Holz, der vielfältig genutzt werden kann. Doch wie viel Forstwirtschaft verträgt der Wald? Wie kann eine nachhaltige Bewirtschaftung aussehen, die den Wald schützt und gleichzeitig seine Potenziale nutzt?
Die Forstwirtschaft in Deutschland ist von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie dem Klimawandel, dem Holzmarkt, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Interessen der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Der Klimawandel stellt eine große Herausforderung für den Wald dar, da er zu vermehrten Schäden durch Trockenheit, Stürme und Schädlinge führt. Insbesondere die Fichte, die dominierende Baumart in Deutschland, ist stark vom Borkenkäferbefall betroffen. Dies hat zu einem hohen Schadholzanteil beim Holzeinschlag geführt, der 2021 bei rund 61 % lag. Der Schadholzeinschlag hat aber auch positive Effekte, wie die Reduzierung des Risikos weiterer Schäden, die Freisetzung von Flächen für eine natürliche oder künstliche Verjüngung und die Bereitstellung von Holz für die Holzindustrie.
Die Holzindustrie profitiert von einer hohen Nachfrage nach Holzprodukten und Bioenergie im In- und Ausland. Die Preise für Schnittholz sind stark gestiegen und die Holzexporte haben sich zwischen 2015 und 2020 mehr als verdreifacht. Die forstwirtschaftlichen Anbieter von Rohholz haben jedoch kaum von dieser Entwicklung profitiert, da die Rohholzpreise weit unter dem Niveau von 2015 liegen. Dies liegt unter anderem an der geringen Qualität des Schadholzes, dem Überangebot auf dem Markt und den hohen Transportkosten.
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Forstwirtschaft sind in Deutschland durch das Bundeswaldgesetz und die Landeswaldgesetze geregelt. Sie schreiben vor, dass der Wald nachhaltig bewirtschaftet werden muss, das heißt, dass nicht mehr Holz entnommen werden darf, als nachwächst. Sie legen auch fest, welche Ziele und Grundsätze für die Forstwirtschaft gelten, wie zum Beispiel die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die Anpassung an den Klimawandel, die Sicherung der Waldfunktionen und die Berücksichtigung der gesellschaftlichen Ansprüche.
Die Interessen der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind vielfältig und hängen von der Größe und Lage ihrer Waldflächen ab. In Deutschland gibt es rund 760 000 private Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, die 43 % der Waldfläche besitzen. Sie haben unterschiedliche Beweggründe für ihre Waldbewirtschaftung, wie zum Beispiel die Erzielung von Einkommen, die Pflege einer Familientradition oder die Erfüllung einer ökologischen Verantwortung. Die öffentlichen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer (Bund, Länder und Kommunen) verwalten 57 % der Waldfläche und haben neben wirtschaftlichen auch forstpolitische Ziele.
Die Frage, wie viel Forstwirtschaft der Wald verträgt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt darauf an, wie die Forstwirtschaft gestaltet wird, welche Baumarten angebaut werden, welche Maßnahmen zur Pflege und zum Schutz des Waldes vorgesehen sind.